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AKM Wundmanagement

Woran erkenne ich eine chronische Wunde und was sind die Ursachen dafür?


Akute Wunden


Das Messer rutscht beim Kochen aus und wir schneiden uns in den Finger: Wir alle kennen die kleinen, alltäglichen Haushaltsunfälle. Das können sowohl einfache Schnittverletzungen als auch leichte Verbrennungen oder Abschürfungen sein. Diese sogenannten akuten Wunden entstehen in der Regel durch äußere Einflüsse und heilen im Normalfall ohne spezielle Therapie vollständig ab. Dafür sorgt ein körpereigenes Reparatursystem, dass sich in drei Wundheilungsphasen aufteilt: Reinigung, Granulation und Regeneration.


Die erste Phase der Heilung umfasst die Reinigung der Wunde. Sobald wir uns verletzt haben, werden eventuell eingedrungene Bakterien und zerstörtes Körpergewebe von sogenannten Fresszellen beseitigt. Auch die Blutgerinnung setzt ein, um die Wunde schnellstmöglich zu schließen. Bei der Granulation wird das durch die Verletzung entstandene Loch im Gewebe wieder gefüllt. Bereits nach 24 Stunden hat unser Körper die Blutversorgung in der Wundumgebung wieder hergestellt. Es bildet sich ein erstes, zartes Gewebe auf der Wunde. Im Anschluss setzt die Regeneration ein, die bis zu 14 Tage andauern kann. Die Wunde ist zwar noch empfindlich, ein Pflaster oder Verband ist jedoch nicht mehr notwendig.


Checkliste akute Wunde:

· Entstehung durch äußere Einflüsse wie z.B. Schnittverletzungen, leichte Verbrennungen

· Wundheilung dauert in der Regel 12-14 Tage

· häufig keine spezielle Therapie notwendig

· primäre Wundheilung: direktes Zusammenwachsen der glatten Wundränder von außen nach innen

· keine bis wenig Keimbesiedlung

· kleine, kaum auffällige Narben


Chronische Wunden


Eine Wunde gilt als chronisch, wenn sie ohne Therapie mehr als acht Wochen besteht oder mit der richtigen Behandlung nicht innerhalb von einem bis drei Monaten abheilt. Auch eine akute Wunde, die nicht fachgerecht versorgt wird, kann chronisch werden.

Unabhängig davon, gibt es Wunden, die von Beginn an als chronisch angesehen werden, da ihre Behandlung eine Therapie der Grunderkrankung erfordert. Häufig handelt es sich dabei um venöse oder auch arterielle Gefäßerkrankungen, Druckgeschwüre oder Folgeerkrankungen des Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit). Auch Tumorerkrankungen, Wunden durch eine Bestrahlung oder Wundheilungsstörungen nach einer Operation können die Ursache von chronischen Wunden sein.


Diabetischer Fußulkus: Sind die Blutzuckerwerte bei einer Diabetes mellitus über einen längeren Zeitraum schlecht eingestellt, kann es zu Schädigungen im Körper kommen. Dies betrifft zum Beispiel die peripheren Nervenbahnen, die Gefäßinnenwände der Blutkapillaren oder auch Arterien.


Ulcus cruris: Das Ulcus cruris, besser bekannt als „offenes Bein“, ist die Folge von Durchblutungsstörungen in den Beinen. Dadurch kommt es zu einem Sauerstoff- und Nähstoffmangel in den Zellen. Das Hautgewebe wird zerstört und es entsteht eine offene Wunde am Unterschenkel.


Dekubitus: Der Dekubitus entsteht durch anhaltenden Druck auf das Hauptgewebe, zum Beispiel durch Bettlägerigkeit. Das lange Liegen oder Sitzen in einer Position führt dazu, dass die Haut an der Auflagefläche nicht ausreichend durchblutet wird. Dadurch kommt es zu einer Unterversorgung des Hautgewebes, das so geschädigt wird.


Für fast eine Millionen Menschen in Deutschland gehören chronische Wunden zu ihrem Alltag. Sie heilen monate- bis jahrelang nur schlecht oder gar nicht ab. Chronische Wunden führen nicht selten zu Beeinträchtigungen in der Lebensqualität. Anhaltende Schmerzen, Schlafstörungen, stark nässende Wunden, die auch zu einer Geruchsbildung führen können, sind dabei unangenehme Begleiterscheinungen. Betroffene schränken daher oftmals ihre sozialen Kontakte ein, ihre Mobilität nimmt ab und nicht selten sind sie abhängig von fremder Hilfe.


Checkliste chronische Wunde:

· Entstehung durch innere Einflüsse (Grunderkrankungen) wie z.B. Durchblutungsstörungen, Diabetes mellitus

· Wundheilung hält länger als acht Wochen an

· Therapie der Grunderkrankung oder lokale Wundbehandlung notwendig

· sekundäre Wundheilung („offene Wundheilung“): Wundränder klaffen weit auseinander und sind nicht glatt. Wunde heilt vom Wundgrund aus nach oben hin zu

· meist kritische Keimbesiedlung oder infiziert

· auffällige, gut sichtbare Narben


Ob eine chronische Wunde vorliegt, kann letztendlich nur von ärztlichem Fachpersonal oder Pflegefachkräften festgestellt werden. Die Initiative Chronische Wunden e.V. (ICW e.V.) schlägt dafür die sogenannte ABCDE-Regel vor:


A - Anamnese: Betroffene werden zu ihrer aktuellen Wunde befragt. Auch „vergangene“ Wunden können dabei eine Rolle spielen.


B - Bakterien: Mithilfe von Abstrichen wird untersucht, ob die Wunde mit Bakterien oder multiresistenten Erregern infiziert ist.


C - klinische Untersuchung: Im Rahmen einer klinischen Untersuchung wird die Lokalisation, der Wundrand sowie die Wundumgebung beurteilt.


D - Durchblutung: Um festzustellen, ob eine Durchblutungsstörung vorliegt, werden Venen und Arterien untersucht.


E - Extras: Führen die genannten Untersuchungen nicht zu einem eindeutigen Ergebnis, werden weitere individuelle Untersuchungsmethoden durchgeführt.


Mehr zur Therapie von chronischen Wunden erfahren Sie in dem Artikel Wie lässt sich mit außerklinischem Wundmanagement die Lebensqualität nachhaltig steigern?







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